Plastik im Meer (von Sofia Ferak)

In der Dokumentation “Women & the wind” durchqueren drei Frauen den Atlantik mit einem Katamaran. Ihre Reise war geprägt von atemberaubenden Sonnenunter- und aufgängen, stürmischen und nachdenklichen Tagen. Doch neben ständigen Begleitern wie Delfinen oder anderen Fischen, verfolgte sie auch Plastik. An jedem ihrer 30 Tage auf See sahen sie mindestens einmal Plastik. Für uns in Österreich scheint das Meer so fern und das Thema Meeresverschmutzung unnahbar und trotzdem gelangen ca. 40 Tonnen Kunststoff aus Österreich über die Donau ins Schwarze Meer. 

Mehr zu erfahren über die Dokumentation: https://www.womenandthewind.com/

Warum ist das Thema wichtig?

Laut einer Studie landen ca. 14 Millionen Tonnen Plastik jährlich im Meer. Das ist furchtbar schädlich für die Vegetation, die Meeresbewohner und auch uns Menschen. 94% des Plastiks sinken auf den Meeresgrund hinab, wobei 5% an Stränden liegen und nur 1% sichtbar für uns im Wasser treiben.

Was ist Plastik überhaupt?

Mit Plastik meinen wir Kunststoff. Wie der Name schon sagt, kommt Kunststoff nicht in der Natur vor und muss künstlich hergestellt werden. Er wird aus Erdöl hergestellt, das über einige Millionen Jahre durch Pflanzen, Tieren und Gestein entstanden ist. Es wird durch Pumpen an die Erdoberfläche befördert, wo es dann in Raffinerien zur Weiterverarbeitung erhitzt wird. Kunststoffe sind sehr lange haltbar. Sie können nicht auf natürliche Weise abgebaut werden und stellen so ein großes Problem in Meeren dar. 

Wie Plastik ins Meer gelangt

Laut Schätzungen befinden sich bereits über 100 Millionen Tonnen Kunststoff im Meer. Zwischen 1950 und 2015 wurden ca. 6 300 Millionen Tonnen Kunststoff hergestellt. Davon wurden 12% verbrannt, 9% recycled (von diesen 9% wurden nur 10% wieder recycelt). Die restlichen 79% landen in der Umwelt und den Meeren. Aufgrund fehlender Entsorgungsmöglichkeiten in vielen Ländern legen Menschen wilde Deponien an oder werfen den Müll in die Natur. Die häufigsten Gründe für Plastik im Meer sind:

  • Flüsse. Sie leiten den von Menschen weggeworfenen Müll in die Meere.
  • Verlorene oder absichtlich entsorgte Fischernetze und Angelleinen.
  • Fehlende oder schlechte Entsorgungsmöglichkeiten. 
  • Tourismus.

Mikroplastik aus Kleidung und Kosmetika, das nicht herausgefiltert wird und dann ins Meer gelangt.

Die Folgen für Meeresbewohner

Wale, Delfine, Meeresschildkröten und Seevögel halten Plastik für Nahrung und essen es. Es verleiht ihnen ein ständiges Völlegefühl, sodass die Tiere dann verhungern oder von den Schäden ersticken. Oft verfangen sich Unterwassertiere auch in den umher schwimmenden Fischernetzen und können nicht mehr entkommen. Jeder zweite Wal hat Plastik im Magen. In einem 2016 gestrandeten Pottwal an der Nordsee fand man ein Fischernetz im Magen des Wals, das fast so lang war wie der Wal selbst! Jede fünfte Meeresschildkröte stirbt an Plastik und jede Schildkrötenart ist vom Aussterben bedroht. Von Fischernetzen und Folien überdeckt, erhalten Korallenriffe nicht genug Licht und Nährstoffe und sterben dadurch ab. Nicht nur einzelne Tiere werden durch Kunstoff bedroht, sondern auch ganze Ökosysteme und Tierarten.

Auswirkungen auf Menschen

Menschen nehmen meistens Mikroplastik durch die Nahrung oder Luft auf. Es wurde bereits im menschlichen Blut, in der Muttermilch und sogar im Gehirn nachgewiesen. Es kann verheerende Schäden im Körper anrichten, da es toxische Stoffe enthält und Schadstoffe anzieht. Kunststoffe im Körper können Entzündungen, hormonelle Veränderungen oder Zellschäden hervorrufen. Die langfristigen Folgen müssen noch erforscht werden.

Plastikinseln

Durch Meeresströmungen wird der Plastikmüll an einer Stelle gesammelt und bildet sich dann zu sogenannten Plastikinseln. Die bekannteste davon ist der “Great Pacific Plastic Patch” im Nordpazifik. Er ist drei Mal so groß wie Frankreich.

Organisationen, die gegen den Müll ankämpfen

The Ocean Clean Up: Gegründet von dem Niederländer Boyan Siat. Er entwickelte ein System, das mit V-förmigen Fangarmen Plastik sammelt. Außerdem beschäftigt sich das Projekt auch mit dem Recycling von gesammelten Plastik.

Everwave: Die Architektin Marcella Hansch entwarf in ihrer Masterarbeit eine 400 mal 400 Meter große Plattform, die kleinste Kunststoffpartikel aus dem Wasser filtern kann. Das Projekt fokussiert sich nicht mehr ausschließlich auf die Reinigung der Meere, sondern betreibt auch Umweltbildung an Schulen.

SeeKuh: Die durch die Organisationen One Earth – One Ocean entwickelte SeeKuh sammelt Plastik in Küstenregionen, bevor es zu Mikroplastik wird. Der Katamaran wurde 2021 neu erbaut, um effizienter Müll zu sammeln.

Forschungen und neue Innovationen

Plastikfressende Enzyme: 2016 entdeckten japanische Forscher das Enzym Ideonella Sakaiensis 201-F6. Es kann Kunststoffe abbauen. Der Prozess ist langsam, jedoch gelang es dem Forscherteam die Effizienz um 20% zu steigern. 

Plastikfressende Pilze – Biohm: Der Pilz Aspergillus tubingensis kann ebenfalls Kunststoffe zersetzen. Außerdem kann er als Biomaterial verwendet werden.

Mehr zu erfahren: https://www.biohm.co.uk/

Magnetische Nanospulen: Es wurden kleine magnetische Spulen entwickelt, die gezielt Mikroplastik abbauen ohne dabei Tieren zu schaden. 

Evoware – Natürliches Plastik aus Algen: Das indonesische Start-up entwickelte einen Stoff aus Algen, der Kunststoff ähnelt. Leider ist er teurer als herkömmlicher Kunststoff. 

Mehr hier zu erfahren: https://rethink-plastic.com/home/
The Nicholas Institute – Plastic Technology Inventory: Das Institut hat mittlerweile 52 Technologien erfasst, um die Verschmutzung zu verringern. Dazu zählt unter anderem auch den deutschen Plastic Fischer.

Was kannst du tun?

Frage dich: Wie viel Plastik konsumierst du selber? Vielleicht auch unbewusst. Plastik kann oft in Kleidung oder Kosmetika versteckt sein. Synthetische Kleidung ist für ca. 15% der Plastikproduktion verantwortlich. Hier einige Ideen wie du Plastikkonsum reduzieren kannst:

  1. Kaufe Kleidung aus nachhaltigen Stoffen oder besuche Kleidertausch Märkte und second-hand Geschäfte.
  2. Gehe in Unverpackt-Läden. Im Supermarkt ist das meiste Essen in Plastik verpackt. Mehr Informationen: https://www.zerowasteaustria.at/verpackungsfrei-einkaufen-in-wien.html
  3. Verwende die App Code-Check. Sie liefert dir nicht nur Informationen über die Inhaltsstoffe, sondern bietet dir auch nachhaltigere Alternativen.
  4. Halte nach Organisationen ausschau und engagiere dich. Du kannst bei Sammelaktionen mitmachen.
  5. Verwende Alternativen zu Kunststoff. Holz, Metall oder natürlicher Kunststoff machen einen Unterschied. Ein natürlicher Kunststoff aus Österreich: https://www.naku.at/.

Du kannst neben diesen Möglichkeiten kannst du dich auch politisch engagieren oder spenden. Hier eine Liste mit Organisationen für die es sich zu spenden lohnt:

https://www.surfrider.org/

https://everwave.de/

https://theoceancleanup.com/

https://www.wwf.de/

Zukunftsperspektiven: Internationale Initiativen und Abkommen gegen Plastik im Meer

  • Alle EU Staaten müssen bis 2030 eine Verringerung der Verpackungsabfälle um 5% im Gegensatz zu 2018 erreichen, dann 10% bis 2035 und 15% bis 2040.
  • Das MARPOL- Übereinkommen verbietet die Plastikentsorgung in der Umwelt auf internationaler Ebene.
  • Clean Seas Campaign appelliert an die Regierung und Unternehmen den Plastikkonsum zu reduzieren und auf Alternativen zu setzen. https://www.cleanseas.org/
  • UN- Abkommen gegen PLastikmüll. 180 Staaten haben sich verpflichtet die Meere in Zukunft wieder sauber zu halten. Außerdem soll eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft entwickelt werden.

Es ist klar, dass Plastik nicht die Zukunft sein kann. Das Material ist tot und kann meistens nicht effizient wiederverwendet werden. Es braucht ein Umdenken in den Menschen und du kannst es in deinem Umfeld starten! Bilde dich weiter, rede mit Menschen, die sich so fühlen wie du und unternehme kleine Veränderungen, denn am Ende kann nur ein großer Umbruch durch viele kleine passieren!

Quellen: 

NaKu (2025). Plastikberge in der Umwelt. URL: https://www.naku.at/muellberge-nicht-mit-naku/?srsltid=AfmBOopM2pBc3vfj2YcNhtcw3-2Yjf2s5Ob1qoJRhWdzbdCOey0icS96 (letzter Zugriff: 10.09.2025)

Deutsche Umwelthilfe (2025). Was ist eigentlich Plastik? URL:

https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Projektinformation/Kreislaufwirtschaft/ (letzter Zugriff: 10.09.2025)

Women and the wind (2025). Plastic pollution. URL:

 https://www.womenandthewind.com/plasticpollution (letzter Zugriff: 10.09.2025)

Geomar (2025). Plastikmüll im Meer: Fragen und Antworten. URL:

 https://www.geomar.de/entdecken/plastikmuell-im-meer (letzter Zugriff: 12.09.2025)

WWF (2025). Plastikmüll bedroht ganze Arten. 

URL: https://www.wwf.de/themen-projekte (letzter Zugriff: 12.09.2025)

Sinplastic (2025). Plastikinseln & Plastikstrudel im Meer.

https://sinplastic.com/plastikinseln/ (letzter Zugriff: 12.09.2025)

Öko-Planet (2025). Plastikmüll im Meer – Diese Projekte kämpfen dagegen.

URL: https://www.oeko-planet.com/magazin/plastikmuell-im-meer-diese-projekte-kaempfen-dagegen?srsltid=AfmBOoo77PxrNh1ZrFLtOv3psXUHTIIN_oETvNETNQcvSglliwY-Fvb (letzter Zugriff: 12.09.2025)

Ocean Material (2025). 10 Wissenschaftliche Lösungen gegen Plastikverschmutzung. URL:

mde.oceanmaterial.com/10-wissenschaftliche-loesungen-zur-plastikverschmutzung/ (letzter Zugriff: 13.09.2025)

Europäisches PArlament (2025). Die Maßnahmen der EU für weniger Kunststoffmüll in Europa. URL:

https://www.europarl.europa.eu/topics/de/article/20180830STO11347/die-massnahmen-der-eu-fur-weniger-kunststoffmull-in-europa (letzter Zugriff: 13.09.2025)

Bundesministerium für Umweltschutz (2024). Globales UN-Abkommen gegen Plastikmüll. URL:

https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Europa___International/plastikmuell_un-abkommen_bf.pdf (letzter Zugriff: 13.09.2025)

Greenpeace (2025). Mikroplastik – Gefahr für Mensch & Umwelt. URL:

 https://greenpeace.at/hintergrund/mikroplastik/ (letzter Zugriff: 12.09.2025.)

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