Was haben Radfahren, zu Fuß gehen, Skateboard und Roller fahren gemeinsam? Richtig! – Sie sind alle Formen von Aktiver Mobilität, also Bewegungsformen, die physische Aktivität erfordern. Diese Verkehrsmittel sind nicht nur wesentlich klimafreundlicher als das Autofahren, sondern sie haben auch gesundheitliche und gemeinschaftsfördernde Effekte.
Der Verkehr als Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen
Der Verkehrssektor, insbesondere der Autoverkehr, ist in Österreich für einen Großteil der Treibhausgasemissionen verantwortlich [1]. Autos verursachen außerdem Lärm, womit sie Anrainer:innen und Wildtiere stören und verbrauchen viel Platz auf Straßen und Parkplätzen. Von vielen Expert:innen wird demnach, anstatt nur eines Umstieges auf E-Motoren, eine Mobilitätswende gefordert – also die Veränderung unseres Mobilitätsverhaltens: Weg vom Auto und hin zu öffentlichen Verkehrsmitteln und Aktiven Mobilitätsformen [2].
Vorteile für die Gesundheit
Der Fonds Gesundes Österreich [3] empfiehlt für Erwachsene wöchentlich mindestens 150 Minuten Bewegung mit mittlerer oder 75 Minuten mit starker Anstrengung. Einem Bewegungsmonitoring in Österreich [4] zufolge erfüllen nur 57% der Erwachsenen die Bewegungsempfehlungen für ausdauerorientierte Bewegung in der Freizeit. Solch ein Bewegungsmangel ist laut der WHO einer der größten Risikofaktoren für viele nicht-übertragbare Krankheiten (z.B. Herz-Kreislauf- und Krebs-Erkrankungen) [5].
Hier kommt die Aktive Mobilität ins Spiel: Schnelles Gehen und alltägliches Radfahren erfordern beide eine mittlere Anstrengung, während schnelles Radfahren sogar zu starker Anstrengung führen kann. Außerdem fördert das Zurücklegen alltäglicher Wege zu Fuß oder mit dem Rad die Ausdauer [3].
Man sieht also: Aktive Mobilität ist eine wichtige Möglichkeit, um ausreichend Bewegung in unseren Alltag zu bringen.
Frei und Unabhängig
Im Fernsehen und in den sozialen Medien werden das Auto und das Autofahren gerne mit Freiheit und Selbstständigkeit in Verbindung gebracht. In amerikanischen Teenie-Filmen ist ein Auto quasi DAS Geschenk fürs Erwachsenwerden. Es braucht uns also nicht wundern, dass Städte und Menschen so auf Autos abgestimmt sind. Aber ist das Auto wirklich so befreiend?
Zum einen kann ein Auto nur auf Straßen, die für Autos zugelassen sind, fahren. Im Vergleich dazu kann ein:e Fußgänger:in quasi überall hingehen und auch ein Fahrrad kann zumindest fast überall hin mitgenommen werden. In Städten kann es außerdem zu Stoßzeiten oder während eines Staus vorkommen, dass Radfahrer:innen im Vergleich zu Autofahrenden wesentlich schneller ihre Zielorte erreichen, da sie auf getrennten Radwegen unterwegs sind und spontan andere Wege einschlagen können. Diese “Freiheit” durchs Auto ist hier also nur bedingt gegeben.Erwähnenswert ist auch, dass Autofahren im Vergleich zu aktiver Mobilität und öffentlichen Verkehrsmitteln (welche häufig in Kombination mit aktiver Mobilität genutzt werden) sehr teuer ist. Private Haushalte geben im Durchschnitt rund 500€ im Monat für Mobilität aus, wobei 89% der Ausgaben in den Erhalt von Autos und Motorrädern fließen [6]. Für viele Menschen lohnen sich diese Ausgaben nicht. Menschen ohne PKW-Zugang sind also auf Alternativen angewiesen. Ältere Menschen, Jugendliche, Kinder – sie alle sind durch Aktive Mobilität verstärkt selbstständig, und durch rad- und fußgehfreundliche Infrastruktur, auch sicher unterwegs [7].
Weniger Fokus auf Autos – mehr Gemeinschaft
Eine Stadt ist ein Ort der Begegnung. Zu Fuß gehen ermöglicht es, neuen Menschen zu begegnen, Bekannte und Freund:innen zu treffen und belebt damit den öffentlichen Raum [8].
Durch die Priorisierung von Autos sind die Flächen ungleich verteilt. Anstatt Straßen für Menschen zu öffnen, verdrängen Autos die Fußgänger:innen und beanspruchen den größten Teil der Flächen. [9]
Eine Studie über Houten, eine Stadt in den Niederlanden, die als besonders radfahrfreundlich geplant wurde, hat gezeigt, dass Radfahren und Gehen zu mehr sozialen Interaktionen führt und die Gemeinschaft stärkt. Die Stadt wurde auf eine Art geplant, die Autos bewusst benachteiligt und aus dem inneren Teil der Stadt großteils raushält, sodass man mit dem Auto Umwege fahren muss, während man zu Fuß oder mit dem Rad direkter und schneller unterwegs ist. Damit ist Houten auch ein Beispiel für eine 15-Minuten-Stadt, in der alle wichtigen Einrichtungen innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar sind. Aufgrund dieser Planung wird das Radfahren von den Bewohner:innen sehr gut angenommen und wird als sehr sicher und wohltuend wahrgenommen [10].
Aktive Mobilität hat außerdem positive Effekte auf die lokale Wirtschaft. Fußgänger:innen bleiben in Einkaufsstraßen eher stehen, um spontan Einkäufe zu erledigen, als Autofahrende [8].
Wie können wir Aktive Mobilität mehr in unseren Alltag bringen?
Häufig fällt bei der Wahl des Verkehrsmittels die Entscheidung auf das Auto, weil man daran gewöhnt und damit schnell ist. Um aus dieser Routine auszubrechen, ist es wichtig, unsere Gewohnheiten zu überdenken und zu versuchen, aktiv klimafreundlichere Entscheidungen zu treffen. Das heißt konkret: In der Nahmobilität Schritt für Schritt auf das Auto zu verzichten und Wege aktiv zurückzulegen. Viele alltägliche Wege sind meistens sehr kurz und lassen sich häufig zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen [11]. Falls das Angebot vorhanden ist, bieten sich für längere Strecken öffentliche Verkehrsmittel an. Dieser Umstieg tut sowohl unserer Gesundheit als auch dem Klima gut. Aber wie wir wissen ist es schwer, Alltagsroutinen einfach so zu verändern. Deswegen muss zusätzlich die Politik handeln und diesen Wandel unterstützen, indem sie… [12]
- Maßnahmen umsetzen, die das Auto weniger attraktiv machen [12]:
- Parkplätze reduzieren und Parken teurer machen
- Verkehrsflächen gerechter verteilen (weniger Fahrstreifen, breitere Gehwege)
- Verkehrsberuhigte Straßen und Tempolimits
- und Maßnahmen umsetzen, die öffentliche und aktive Verkehrsmittel attraktiver machen [12]:
- Rad- und Gehwege attraktiv, barrierefrei und sicher ausbauen
- Ausbau von Radschnellverbindungen
- mehr und bessere Radabstellplätze
- das Öffentliche Verkehrsangebot verbessern
- Begrünung und Aufenthaltsmöglichkeiten im öffentlichen Raum und entlang von Geh- und Radwegen
- Verleih von Lasten-/Rädern und Bike&Ride fördern
Fazit
“Wir alle gehen zu Fuß” [13], der Weg zur U-Bahn, vom Arbeitsplatz zum Supermarkt und auch vom Wohnhaus bis zum Auto. Wir alle profitieren also von ausgebauten, breiten und attraktiven Gehwegen und Begrünung entlang der Strecke. Und je schöner die Umgebung, desto eher möchte man sich aktiv draußen bewegen.
Aktive Mobilität ist wichtig für unsere Gesundheit, für unsere Gemeinschaft und für das Klima. Es ist wichtig, die eigenen Routinen zu hinterfragen und neue zu entwickeln, da Aktivsein viele Vorteile für einen selbst bringt. Gleichzeitig muss auch die Politik agieren und aktive und klimafreundliche Mobilität aktiv fördern und geeignete Rahmenbedingungen schaffen.
Zum Abschluss möchte ich auf spannende Initiativen, Ressourcen und Events zum Thema Aktive Mobilität und Mobilitätswende hinweisen:
- Abgefahren! – Die infografische Novelle zur Verkehrswende: Bei der Recherche bin ich auf diese tolle Informationsinitiative gestoßen, die im Comic-Book-Stil über die Verkehrs- und Mobilitätswende mit Bezug auf Österreich aufklärt. Sie ist sehr liebevoll gemacht, informativ und einfach empfehlenswert! Link: https://www.bmimi.gv.at/themen/mobilitaet/wende.html
- Die jährliche Radfahr-Umfrage des VCÖ. Die Umfrage bietet Radfahrer:innen die Möglichkeit, ihre Meinung mitzuteilen. Gefragt wird nach dem eigenen Mobilitätsverhalten, nach der Situation im eigenen Wohngebiet und nach konkreten Verbesserungswünschen. Link: https://vcoe.at/radfahren
- Österreich zu Fuß – Eine Initiative zur Förderung des Gehens im Alltag. Es werden Veranstaltungen beworben und interessante Informationen bereitgestellt. Link: https://oesterreichzufuss.at/
Jährliches Event: LIDO – 12 Stunden lang Links der Donau wandern und entdecken. Zuletzt am 18. Oktober 2025. Link: https://oesterreichzufuss.at/event/12-stunden-lido-2025/
Literaturverzeichnis
AGORA Verkehrswende und BMK (Hrsg.) (2023). Abgefahren! Die Infografische Novelle zur Verkehrswende – Österreichische Version. PDF. https://www.bmimi.gv.at/themen/mobilitaet/wende.html (letzter Zugriff 06.10.2025).
BMIMI (Hrsg.) (o.J. a). Initiative Österreich zu Fuß. https://oesterreichzufuss.at/zur-initiative/ (letzter Zugriff 08.10.2025).
BMIMI (Hrsg.) (o.J. b). Initiative Österreich zu Fuß: 9 gute Gründe fürs Gehen. https://oesterreichzufuss.at/9-gute-grunde-fuers-gehen/ (letzter Zugriff 06.10.2025).
BMKÖS und Ipsos GmbH (2022). Ergebnisbericht: Bewegungsmonitoring Österreich 2022. ERGEBNISBERICHT Bewegungsmonitoring Österreich 2022 (letzter Zugriff 06.10.2025).
Gesundheit Österreich GmbH (2020). Bewegungsempfehlungen ERWACHSENE. https://fgoe.org/sites/fgoe.org/files/inline-files/fgoe_bewegungsempfehlungen_erwachsene_bfrei.pdf (letzter Zugriff 06.10.2025).
Hickman, R.; Lu, P. und Botermans, A. (2025). The discourse of cycling in Houten. Journal of Urban Design. https://doi.org/10.1080/13574809.2024.2441133 (letzter Zugriff 06.10.2025).
Linder, F. P., & London, P. S. (2012). Aktionsplan der Landesregierung zur Förderung der Nahmobilität: Ministerium für Wirtschaft; Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen. https://www.agfs-nrw.de/fileadmin/user_upload/Aktionsplan_NM_2012_2.auflage_WEB.pdf (letzter Zugriff 08.10.2025).
Umweltbundesamt (o.J.). Verkehr beeinflusst das Klima. https://www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/mobilitaet/mobilitaetsdaten/verkehr-treibhausgase (letzter Zugriff 06.10.2025).
VCD (2021). Verkehrswende oder Mobilitätswende – was ist der Unterschied? https://www.vcd.org/artikel/verkehrswende-definition (letzter Zugriff 07.10.2025).
VCD (o.J.). Flächengerechtigkeit. https://www.vcd.org/flaechengerechtigkeit/ (letzter Zugriff 08.10.2025).
VCÖ (2022). Klimaverträgliche Mobilität senkt die Mobilitätskosten. https://vcoe.at/themen/klimavertraegliche-mobilitaet-senkt-die-mobilitaetskosten (letzter Zugriff 06.10.2025).
VCÖ (2025). Selbständige und gesunde Mobilität im Alter fördern. https://vcoe.at/publikationen/magazin/detail/vcoe-magazin-2025-03-selbstaendige-und-gesunde-mobilitaet-im-alter-foerdern (letzter Zugriff 08.10.2025).
WHO (o.J.). Physical activity – Impact. https://www.who.int/health-topics/physical-activity#tab=tab_2 (letzter Zugriff 06.10.2025).
[1] Umweltbundesamt (o.J.)
[2] VCD (2021)
[3] Gesundheit Österreich GmbH (2020)
[4] BMKÖS und Ipsos GmbH (2022)
[5] WHO (o.J.)
[6] VCÖ (2022)
[7] VCÖ (2025)
[8] BMIMI (Hrsg.) (o.J. b)
[9] VCD (o.J.)
[10] Hickman et al. (2025)
[11] Linder & London (2012)
[12] AGORA Verkehrswende und BMK (Hrsg.) (2023)
[13] BMIMI (Hrsg.) (o.J. a)