Seit 1492, der Entdeckung Amerikas gelangten Tiere (Neozoen), Pflanzen (Neophyten) und Pilze (Neomyceten) in Länder, in denen sie zuvor nicht heimisch waren. Seit damals sind viele ursprünglich nicht heimische Pflanzenarten, geschätzte Bereicherungen unseres Speiseplans, wie Kartoffel, Tomaten, Mais, geworden. Tierarten wie Kaninchen, Damhirsche, Fasane sind schon lange als heimisch zu betrachten.
Durch vermehrte und schnellere globale Vernetzung hat sich aber die Verbreitung der Neobiota im letzten Jahrhundert beschleunigt und führt zu bedeutenden Folgeschäden.
Wege der Ausbreitung
Die Pflanzen und Tiere können sowohl bewusst als auch unbeabsichtigt in unsere Lebensräume gelangen:
· durch den globalen Warentransport entlang von Straßen, Flüssen und Kanälen – Eier, Larven oder Samen haften an Transportmitteln oder Verpackungsmaterial an;
· im Ballastwasser des internationalen Schiffverkehrs werden in Küstennähe auch Meerestiere aus anderen Klimazonen in die Nordsee entlassen;
· als Zierpflanzen aus fernen Ländern, deren Gartenabfälle in der Natur entsorgt werden;
· Tiere wie Nutria und Waschbär entkommen aus Gefangenschaft und etablieren sich in freier Wildbahn.
Neophyten
Hier einige der derzeit gefährlichsten eingeschleppten Pflanzenarten:
Ragweed (Heimat Nordamerika, durch Saatgut und Vogelfutter eingeschleppt) – eine einzige Pflanze kann bis zu einer Milliarde Pollen produzieren und bereits in geringen Mengen starke allergische Symptome verursachen.
Götterbaum (Heimat China, Ostasien, als Zierpflanze eingeschleppt), dessen Entfernung extrem schwierig ist. Wird er zurückgeschnitten, entwickelt er als Reaktion vermehrt weit verzweigte Wurzeltriebe.
Das Indische Springkraut (Heimat Himalaya Gebiet, als Zierpflanze eingeschleppt) verdrängt die ufersichernde Vegetation und hinterlässt so nach seinem Absterben im Herbst offene, ungesicherte, erosionsgefährdete Uferstellen.Kirschlorbeer (Heimat, Klein- und Vorderasien, als Zierpflanze eingeschleppt) z.B. ist in Deutschland bereits verboten – der Regen löst die Giftstoffe aus den Pflanzen, verätzt Lebewesen, seine Beeren sind für Menschen tödlich.
Neozoen
Hier einige der derzeit gefährlichsten eingeschleppten Tierarten:
Die Varoa Milbe (Heimat Südostasien, durch Bienenvölkerhandel verbreitet) hat schon ganze Bienenvölker vernichtet, die aber für die Bestäubung von Obst- und Gemüsepflanzen wichtig wären.
Die Quagga Muschel (Heimat Schwarzmeer, Aralsee, durch Ballastwasser mit Schiffverkehr eingeschleppt), eine scharfkantige Muschelart, breitet sich immer mehr in heimischen Seen aus, sie verursacht Schäden an Booten und Stegen und muss zum Schutz der Badenden aufwändig entfernt werden.
Die Kastanien-Miniermotte (Heimatland Balkan, als blinder Passagier mit Strassenbaufahrzeugen eingeschleppt) beschert uns die traurigen Bilder der verdorrenden weissblühenden Kastanienbäume.Die rote Feuerameise (Heimat Brasilien, durch Handel und Erdtransporte eingeschleppt) wird in der EU-Unionsliste als eine der gefährlichsten invasiven Arten geführt. Ihr hoch wirksames Gift tötet sogar grössere Tiere und kann bei Menschen einen allergischen Schock auslösen.
Neomyceten
Hier ein Beispiel eines eingeschleppten Pilzes:
das Falsche Weiße Stengelbecherchen (Heimat Asien, durch Eschenimporte eingeschleppt), ein von aussen nicht sichtbarer Pilz am Übergang von Wurzeln zu Stamm lässt selbst riesige Eschen plötzlich umstürzen.
Invasive Vermehrung
Wenn die Umweltbedingungen der gebietsfremden Arten ihrer Herkunftsregion entsprechen, dann breiten sie sich oft ungestört aus. Sie zeigen dabei teilweise unerwartete Auswirkungen, weil unter anderem die natürlichen Gegenspieler – Feinde, Konkurrenten, Krankheitserreger – fehlen. Dadurch treten sie in Konkurrenz zu heimischen Arten und können diese sogar verdrängen.
Vorgehen der Europäischen Union
Am 14.07.2016 wurde im Amtsblatt der Europäischen Union die erste Liste invasiver gebietsfremder Arten veröffentlicht.
Diese gelisteten Arten dürfen gemäß der Verordnung nicht vorsätzlich in das Gebiet der Union verbracht, gehalten, freigesetzt, gezüchtet oder getauscht werden. Ihre Ausbreitung muss erfasst und sie müssen beseitigt werden. Aktionspläne und Überwachungsmassnahmen sowie amtliche Kontrollen sind verpflichtend durchzuführen.
Informationen zur EU Verordnung sowie zu den gelisteten Arten erhält man bei den verantwortlichen Behörden der Bundesländer.
Weitere Informationen zur Thematik und zur EU Verordnung findet man auf der Website des Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft BMLFUW.
Von den derzeit 88 invasiven Tier- und Pflanzenarten der Unionsliste kommen 32 in Österreich vor, davon je 16 Tier- und Pflanzenarten.
https://www.neobiota-austria.at/ias-unionsliste/neozoen
https://www.neobiota-austria.at/ias-unionsliste/neophyten
Die Folgekosten invasiver Arten werden EU-weit auf mindestens zwölf Milliarden Euro jährlich geschätzt.
Grundsätzlich ist Vermeidung besser als Bekämpfung. Daher gibt es auch internationale Regelungen und Gesetze sowie Grenzkontrollen, beispielsweise von Verpackungshölzern.
Mein persönlicher Beitrag zur Vermeidung biologischer Invasionen
· Keine Pflanzen oder Tiere in der freien Natur aussetzen,
· für die Hecken- und Gartengestaltung heimische Arten bevorzugen,
· Keine lebenden Pflanzen, Samen oder Tiere von Reisen mitbringen.
· Informationen einholen über Beseitigung bereits vorhandener Invasoren.
· Pflanzenteile von Neophyten nicht kompostieren, sondern verbrennen.
· Bei Bauarbeiten muss besonders darauf geachtet werden, dass kein Bodenmaterial mit triebfähigen Teilen von Neophyten aufgeschüttet wird.
· Übersee Bestellungen vermeiden um Einschleppung mit Verpackungsmaterial zu verhindern.
Für einen Kurs zum Neophytenmanagement in Wien kann man sich beim Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) informieren, da dieser eine zweitägige Ausbildung zur Fachkraft für Neophytenmanagement anbietet, die umfangreiche Kenntnisse über invasive Pflanzen, ihre Ausbreitung und Bekämpfung vermittelt.
Die österreichischen Bundesforste haben gut bebilderte Steckbriefe zu Neophyten erstellt. So können wir sie erkennen und werden erstaunt sein, wo sie uns überall begegnen.
Beachte, dass jede gebietsfremde Art negative Auswirkungen auf das Ökosystem haben kann – eine Gefahr, die kaum abzuschätzen ist und vielfach erst zeitverzögert auftritt.
Quellen:
Amtsblatt der Europäischen Union vom 14.7.2016, Liste invasiver gebietsfremder Arten. https://naturschutzbund.at/files/projekte_aktionen/vielfaltleben/downloads/EU-Liste_Beschreibungen_Auswirkungen.pdf Zugriff 12.10.2025
Bundesländerinformationen zur EU Verordnung Nr. 1143/2014 betreffend gebietsfremde invasive Arten. https://naturschutzbund.at/files/projekte_aktionen/vielfaltleben/downloads/EU%20VO_1143_2014%20Nationale%20Beh%C3%B6rden.pdf Zugriff 12.10.2025
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft, Gebietsfremde invasive Arten
https://www.bmluk.gv.at/themen/klima-und-umwelt/natur-und-artenschutz-und-biodiversitaet/biologische-vielfalt/gebietsfremde.html Zugriff 12.10.2025
Bund für Umwelt und Natur, Beispiele invasiver Tierarten https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/invasive-arten/neozoen/ Zugriff 12.10.2025
Bund für Umwelt und Natur, Beispiele invasiver Pflanzenarten
https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/invasive-arten/neophyten/ Zugriff 12.10.2025Österreichische Bundesforste, Steckbriefe zu Neophyten
https://www.bundesforste.at/natur-erleben/biosphaerenpark-wienerwald/ergaenzende-seiten/ww-archiv/projekte-archiv/steckbriefe-neophyten.html Zugriff 12.10.2025
Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV), Ausbildung zur Fachkraft für Neophytenmanagement https://www.oewav.at/Kurse-Seminare?current=295174&mode=form Zugriff 12.10.2025
Veronika Maierhofer
Schreiben macht mir Freude und Umweltthemen sind für mich sehr wichtig. Fotografie ist meine Leidenschaft, TaiChi fokussiert mich und für jede Art von Kunst kann ich mich begeistern. Ich lebe das halbe Jahr ganz urban in Wien und sonst meist am Bauernhof am Attersee.