Reparieren statt Wegwerfen (von Veronika Maierhofer)

Wer’s repariert, hat’s kapiert

Fahrrad, Handy, Waschmaschine, Küchengeräte, EDV Ausrüstung, alles hat eine beschränkte Lebensdauer. Aber manchmal sind es nur kleine Defekte, weshalb ein Gerät nicht mehr funktioniert. Leider sind es selten die Hersteller oder Händler, die sich um Reparaturen kümmern wollen, hier ist oft Eigeninitiative nötig.

Reparieren spart Geld – das belegen mittlerweile viele Studien. In Summe könnte jeder Haushalt in 10 Jahren bis zu 2000,-€ an Kosten einsparen.

Reparieren schützt Klima – wenn in der EU alle Waschmaschinen, Notebooks, Staubsauger und Smartphones nur ein Jahr länger genutzt würden, spart das jährlich rund 4 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht einem CO2 Ausstoß von 2 Millionen Autos.

Reparieren schafft Arbeitsplätze in der Region – während die meisten Produkte in fernen Ländern produziert werden, sind die Reparaturbetriebe in der Region. Wer sich also für Reparatur statt Neukauf entscheidet, hilft, regionale Arbeitsplätze zu schaffen.
Gemäß der Studie „Economic Growth Potential of More Circular Economies“ von Peter Mitchell und Keith James können bei kontinuierlicher Entwicklung der Kreislaufwirtschaft bis 2030 in Europa 1,2 Mio. Arbeitsplätze, davon 25.000 in Österreich geschaffen werden.

Reparieren vermeidet Abfall – Mehr als 10.752 Tonnen Elektroschrott könnten alleine in Österreich vermeiden werden, wenn sich die aktuelle Reparaturhäufigkeit nur um ein Viertel erhöhen würde. Dieses Gewicht entspricht ca. 258 Mittelstreckenflugzeugen.

Reparatur vermindert die Rohstoffabhängigkeit –  40% aller in der EU verwendeten Materialien werden importiert. Bei einigen wichtigen Rohstoffen, ist der Anteil noch größer. Aber Rohstoffe werden knapp. Reparatur hilft, die vorhandenen Materialien länger zu nutzen und Importe zu reduzieren.

Wer repariert’s?

Die Initiative „klimaaktiv“ der österreichischen Energieagentur (https://www.klimaaktiv.at/private/alltag-mal-anders/reparaturratgeber/reparaturadressen) stellt auf ihrer Website Adressen von Reparaturcafès und -netzwerken in allen Bundesländern zur Verfügung.

Einen ausgezeichneten Führer zu sämtlichen Reparaturbetrieben unterschiedlichster Sparten (Audio, Foto, TV, Computer, Elektrowerkzeug, Haushalts- und Sportgeräte, Heizung, Sanitär) in Wien bietet das Reparaturnetzwerk Wien an, sowohl in Druckversion als auch online (https://www.reparaturnetzwerk.at/). Auch Adressen zu Do It Yourself und  Repair Cafés findest Du dort.

In Workshops im Rahmen des jährlichen Repair Festivals (https://repair-festival.wien) kann z.B. die Tragedauer von Kleidung mit Nadel und Faden verlängert werden. Visible Mending und Upcycling sind Modetrends geworden – Geflicktes wird nicht versteckt, sondern auffällig in Szene gesetzt. So werden kreative Unikate geschaffen.

Einen besonderen Platz nimmt das Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z https://rusz.at/ ein, das arbeitslose Mechatroniker:innen beschäftigt und somit einen weiteren positiven Effekt auf die Gesellschaft hat.

Politische Massnahmen:

Österreichischer Reparaturbonus
Seit dem Förderstart des Reparaturbonus im Jahr 2022 in Österreich wurden rund 1,7 Millionen Bons für Reparaturen, Service oder Wartung von elektronischen Geräten und Fahrrädern ausgegeben und von 6000 Partnerbetrieben repariert.

Ab Dezember 2025 gibt es ihn in leicht veränderter Form mit neuem Namen wieder: „Geräte-Retter-Prämie“. 30 Millionen € wurden im Budget dafür veranschlagt, nicht mehr im Programm sind Reparaturen von Fahrrädern, Handys und Wellness/Luxusgeräten. Gefördert werden 50% der Reparaturen von Elektrogeräten, max. 200,-€.

Förderprogramm „Wien repariert’s – der Wiener Reparaturbon“
Gültig in Wien für Reparaturen von allen Gegenständen, die teilnehmende Betriebe der Reparaturnetzwerkes Wien anbieten. Ausgenommen ist die Reparatur von Fahrrädern, Elektro- und Elektronikgeräten. Gefördert werden 50% der Brutto-Rechnungssumme bis zu einem maximalen Förderbetrag von 100 €. Sollte sich eine Reparatur doch nicht mehr rentieren, übernimmt der Wiener Reparaturbon die anfallenden Kostenvoranschläge mit bis zu 55 €.

Am öftesten wird in Österreich die Förderung für Smartphones, Geschirrspüler, Wasch- und Kaffeemaschinen genutzt.
Reparaturen von Elektrogeräten machen weltweit einen Großteil aller Reparaturen aus. In Ländern mit einem hohen Fahrzeuganteil sind Reparaturen wie Austausch von Reifen und Bremsen relevant.

Eine Studie des Netzwerks “Repair” im Rahmen des Projekts “Open4innovation” hat Argumente und mögliche Motivationen für vermehrte Reparaturwilligkeit in Europa erhoben.

EU Parlament stimmt für Recht auf Reparatur

Laut EU Kommission verursachen weggeworfene Produkte, die noch repariert werden könnten, jährlich 35 Millionen Tonnen Abfall, 30 Millionen Tonnen verschwendete Ressourcen und 261 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen. Verbraucher und Verbraucherinnen verlieren fast 12 Milliarden € pro Jahr, weil sie Waren wegwerfen statt sie zu reparieren.

Ein europäisches Formular für Reparaturinformationen sowie ein Qualitätsstandard für Reparaturdienstleistungen sollen Abhilfe schaffen. Als Teil des Green Deal, dessen Ziel es ist, bis 2050 klimaneutral zu sein, soll europaweit das Recht auf Reparatur in einer Richtlinie festgeschrieben werden. Bisher gab es keinen Rechtsanspruch auf Reparaturen von elektronischen Geräten außerhalb der gesetzlichen Gewährleistung. Ziel ist neben der Stärkung der Verbraucherrechte auch der Umweltschutz.

Die 27 EU-Mitgliedstaaten haben bis 31. Juli 2026 Zeit, die in der EU-Richtlinie enthaltenen Anforderungen in nationales Recht umzusetzen.

Gewährleistung und Garantie – eine Begriffsklärung

Bei der Garantie räumen Hersteller oder Händler unter bestimmten Bedingungen ein Entgegenkommen bei einer Reklamation ein. Diese Bedingungen sind in der Regel in den Garantiebedingungen festgehalten. Bei der Garantie bestimmen Hersteller oder Händler die Bedingungen. Die können großzügig sein. Sie können aber auch so sein, dass Sie nicht viel davon haben.

Gewährleistung dagegen ist ein gesetzliches Recht und beträgt 1-3 Jahre je nach Ware. Wird in dieser Zeit eine Reparatur notwendig,  beginnt die Gewährleistungsfrist für den reparierten Teil wieder neu.

Geben wir den Produkten, die wir brauchen, eine zweite Chance und schützen dadurch unsere Umwelt.

Quellen:

Die Umweltberatung https://www.umweltberatung.at/themen-reparatur, Zugriff 6.11.2025

Studie P.Mitchell und K.James https://www.researchgate.net/publication/284187423_Economic_growth_potential_of_more_circular_economies

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft https://www.bmluk.gv.at/service/presse/klima-umwelt/2025/geraete-retter-praemie-macht-reparieren-attraktiver.html Zugriff 6.11.2025

Umweltberatung – Reparaturnetzwerk Wien www.reparaturnetzwerk.at Zugriff 6.11.2025

Repair Festival Wien https://repair-festival.wien Zugriff 6.11.2025

„klimaaktiv“, im Auftrag der Energieagentur Österreichs  https://www.klimaaktiv.at/private/alltag-mal-anders/reparaturratgeber/reparaturadressen Zugriff 6.11.2025

Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z https://rusz.at/ Zugriff 6.11.2025

Stadt Wien, Der Wiener Reparaturbon https://www.wien.gv.at/umwelt/wiener-reparaturbon Zugriff 6.11.2025

Konsument https://konsument.at/gewaehrleistung Zugriff 6.11.2025

Reparaturinitiativen in Europa: Innovationen, Geschäftsmodelle, Empfehlungen Erfahrungen vom Netzwerk PREPARE H.Schnitzer et al.10/2024. https://nachhaltigwirtschaften.at/resources/nw_pdf/schriftenreihe-2024-10-Prepare4repair.pdf

Bundeskanzleramthttps://www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/europa-aktuell/2024/07/recht-auf-reparatur-eu-richtlinie-in-kraft-getreten.html Zugriff 6.11.2025


Veronika Maierhofer

Schreiben macht mir Freude und Umweltthemen sind für mich sehr wichtig. Fotografie ist meine Leidenschaft, TaiChi fokussiert mich und für jede Art von Kunst kann ich mich begeistern. Ich lebe das halbe Jahr ganz urban in Wien und sonst meist am Bauernhof am Attersee.

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