Meta Beschreibung
Grün statt Grau – Entsiegelung bedeutet, undurchlässige Materialien wie Beton oder Asphalt, die den Boden bedecken, zu entfernen. Damit wird die Flächenversiegelung rückgängig gemacht, Wasser kann versickern, die Hochwassergefahr vermindert und Ökosysteme können wiederhergestellt werden.
Worauf wir stehen
Mehr Raum für Würmer & Co.
Unter einem Hektar Land leben 15 Tonnen Bodenlebewesen. Das entspricht dem Gewicht von 20 Kühen.
Brauchen wir immer mehr Platz?
Bau- und Verkehrsflächen sind seit 1995 um 53 Prozent gewachsen, während die Bevölkerung nur um 12 Prozent zugenommen hat.
Es war einmal
Unsere fruchtbaren Böden haben sich seit der Eiszeit gebildet. Ver- und Entsiegelung sind starke Eingriffe in die Natur. Diese kostbaren Böden kommen nicht so schnell wieder.
Machen wir es wieder gut
Schätzungsweise wird hierzulande an nur einem Tag zehnmal so viel versiegelt wie in einem ganzen Jahr entsiegelt.
In Wien sind 37,7 Prozent der Landesfläche versiegelt, in den restlichen Bundesländern 3,5% Prozent. Die geringsten Versiegelungsgrade gibt es in Tirol (1,9%), Salzburg (2,6%) und Kärnten (2,7%). Die größten Treiber der Versiegelung sind Verkehr und Zersiedelung.
Die österreichische Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den versiegelten Flächenverbrauch bis 2030 auf 2,5 ha pro Tag zu reduzieren (dzt. 11,5ha).
Mit gutem Beispiel voran – Wien wird WOW
Seit 2021 wurden 344 Projekte in allen 23 Bezirken Wiens verwirklicht. Der 100 Millionen Euro Fördertopf „Lebenswerte Klimamusterstadt“ zeigt Wirkung. Auf einer interaktiven Karte https://wienwirdwow.at/raus-aus-dem-asphalt/ sind weitere große Projekte beschrieben.
Renaturierung europaweit
Laut einer Statistik der Vereinten Nationen geht in Europa jede Minute fruchtbarer Boden im Ausmaß von 30 Fußballfeldern verloren.
Das 2024 EU weit beschlossene Renaturierungsgesetz soll zur Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme, zur Minderung von Hochwasserrisiken und zum Schutz der Biodiversität beitragen.
Wie funktioniert die Entsiegelung?
Zunächst sind potenzielle Flächen für eine Entsiegelung zu identifizieren. Anschließend werden die versiegelten Oberflächen aufgebrochen und bis zum natürlich gewachsenen Boden abgetragen. Abschließend erfolgt die Begrünung oder eine Teilentsiegelung der Flächen. Auf manchen Böden kann nur eine Teilentsiegelung stattfinden, da eine hohe Belastbarkeit gewünscht ist, z.B. Parkplätze oder unterirdische Anlagen verbaut sind. Hier können lose verlegte Pflastersteine oder Kiesflächen zumindest eine begrenzte Versickerung des Wassers ermöglichen.
Wie spüren wir den Nutzen?
· Hochwasserrisiko wird reduziert: Das Überschwemmungsrisiko wird gesenkt, weil Wasser versickern kann.
· Stadtklima wird verbessert: Pflanzen auf entsiegelten Flächen absorbieren Sonnenlicht und kühlen durch Verdunstung.
· Bessere Luftqualität: Grünflächen können CO₂ binden und Sauerstoff freisetzen.
· Förderung der Biodiversität: Entsiegelte Flächen bieten Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, das ökologische Gleichgewicht in urbanen Regionen wird stabilisiert.
· Soziale Vorteile: Höhere Lebensqualität in städtischen Gebieten durch mehr Erholungsmöglichkeiten.
Was kannst Du beitragen?
Alles was der Versickerung von Wasser dient, ist sinnvoll:
Der Weg zur Garage oder zum Stellplatz muss nicht asphaltiert sein, Rasenfugenpflaster oder Kiesflächen sind oft die bessere Wahl , und selbst ein gemähter Weg durch die Wiese kann stilvoll zum Haus führen.
Auch Mieter im städtischen Bereich können ihren Beitrag leisten:
Vielleicht gibt es in deinem Grätzel eine Möglichkeit, Bepflanzungen anzuregen, z.B. rund um Bäume oder auf Kinderspielplätzen. Aufmerksam sein, wenn im Bezirk Neuplanungen anstehen – nehmen wir die Verantwortlichen in die Pflicht und machen sie auf unsere Ideen und Wünsche aufmerksam.
Stein um Stein – eine beispielhafte Challenge
Im Jahr 2020 startete ein Wettbewerb zwischen Amsterdam und Rotterdam, der sich mittlerweile zu einem landesweiten Phänomen entwickelt hat: das „Tegelwippen“. Ziel ist es, zwischen März und Oktober so viele Pflastersteine wie möglich durch Grünflächen zu ersetzen. Der Sieger erhält die „Goldene Fliese“.
Seit Beginn der Initiative wurden über neun Millionen Pflastersteine entfernt. Im letzten Jahr wurden etwa 4,5 Millionen Steine oder 413.000 Quadratmeter durch Rasen, Blumenbeete und Bäume ersetzt.
Quellen:
Stadt Wien, Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Mobilität und Wiener Stadtwerke. Interaktive Karte Raus aus dem Asphalt. https://wienwirdwow.at/raus-aus-dem-asphalt/ Zugriff 23.9.2025
Flächeninanspruchnahme und Flächenversiegelung 2024. Informationsportal zur Flächenversiegelung Österreichs. https://www.flaechenversiegelung.at/de/bundeslaender Zugriff 23.9.2025
Verkehrsclub Österreich, Verkehr und Zersiedelung als Treiber der Versiegelung, https://vcoe.at/publikationen/vcoe-factsheets/detail/verkehr-und-zersiedelung-als-treiber-der-versiegelung Zugriff 23.9.2025
Renaturierungsgesetz https://www.renaturierungsgesetz.at/das-gesetz/ Zugriff 23.9.2025Die Umweltberatung. Ökologisch leben. https://www.umweltberatung.at/entsiegelung. Zugriff 23.9.2025