Was ist das „Hockeyschläger-Diagramm“?
Das sogenannte Hockeyschläger-Diagramm ist eine grafische Darstellung der Rekonstruktion der Erdtemperatur und zeigt den durchschnittlichen Temperaturanstieg der nördlichen Erdhalbkugel, die Europa, Asien und Nordamerika umfasst, im Zusammenhang mit der Zeit. Hier sieht man, dass die Durchschnittstemperatur im Zeitraum von 1000 nach Christus bis etwa 1900 nach Christus leicht abnimmt, aber relativ konstant bleibt. Wobei die Temperatur ab etwa 1900 rasant ansteigt. Durch diesen steilen Anstieg der Kurve erhielt diese den Namen „Hockeyschläger-Diagramm“, da sie durch den Bogen an einen Eishockeyschläger erinnert. Die globale Durchschnittstemperatur ist demnach innerhalb der letzten Jahrzehnte auf dem höchsten Stand des letzten Jahrtausends. Das Diagramm basiert auf der Arbeit von Mann et al. aus 1999 und wurde im dritten Sachstandsbericht des IPCC in 2001 veröffentlicht, womit sie breite Bekanntheit erlangte.
Die Daten, auf denen das Diagramm basiert, umfassen beobachtete Temperaturaufzeichnungen von 1850 bis 2013 und sogenannte indirekte Klimadaten wie Daten aus Eisbohrkernuntersuchungen, Sedimenten, Korallen oder Baumringen. Diese indirekten Klimadaten ermöglichen durch Radiokohlenstoffdatierung Rückschlüsse auf die atmosphärische Zusammensetzung und Temperaturen der Vergangenheit der Erde.
Was zeigt das Hockeyschläger-Diagramm?
Woran liegt nun der Anstieg der Erdtemperatur ab etwa dem Jahr 1900? Dieser liegt daran, dass der Beginn der Industrialisierung, also der Übergang von Agrar- zu Industriegesellschaften, etwa um 1800 beginnt und sich stark ausbreitete. Damit zusammenhängend wurde Holz als Energiequelle von Kohle, Öl und Gas zunehmend abgelöst und die Industriegesellschaften begannen mit diesen fossilen Brennstoffen Kohlenstoffdioxid in die Erdatmosphäre auszustoßen. Bedingt durch den Treibhauseffekt hatte dies eine Umkehr des leicht abnehmenden Trends der Temperatur bis hin zu jenem die Hockeyschlägerkurve bezeichnenden rasanten Anstieg zur Folge.
Kurz gesagt wird an jener Kurve der Grafik der mit beispielloser Geschwindigkeit geschehene Anstieg der Durchschnittstemperatur durch den Beginn des Ausstoßes von Treibhausgasen in die Atmosphäre veranschaulicht.
Der sogenannte Treibhauseffekt beschreibt die isolierende Eigenschaft der Erdatmosphäre durch sogenannte Treibhausgase (Kohlenstoffdioxid, Methan und Stickoxide), wodurch die Wärmestrahlung der Sonne durch die Absorbierung jener Isolierung nicht mehr effektiv ins Weltall abgegeben werden kann. Hierdurch kommt es quasi zu einem Wärmestau und Erwärmung der Erdoberfläche.
Die Existenz des Treibhauseffekts kann in künstlicher experimenteller Umgebung leicht gezeigt werden. Die Daten, welche im Hockeyschläger-Diagramm veranschaulicht werden, zeigen nun den Einfluss dieses Effekts in der Erdatmosphäre. Somit kann der Klimawandel als 1) existent und 2) menschengemacht angesehen werden.

Wissenschaftlichkeit des Hockeyschläger-Diagramms
Um dies anzuzweifeln müsste man diese wissenschaftliche Evidenz, produziert und anerkannt von Instituten verschiedenster Länder und unterstützt von verschiedensten Regierungen weltweit anzweifeln, was nur durch die Annahme einer weltumfassenden Verschwörung plausibel gemacht werden kann. Dies ist jedoch absolut unrealistisch.
Die Akkuratheit des Trends des Hockeyschläger-Diagramms war immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion, nicht zuletzt, weil diese von Klimaskeptikern angezweifelt wurde. Seit der Veröffentlichung in 1999 wurde der Trend in zahlreichen Arbeiten bestätigt, sodass dieser als Konsens besteht und als gesichert gelten kann.
So zitiert der vierte Sachstandsbericht (AR4 WG1) des IPCC aus 2007 zwölf Temperaturrekonstruktionen aus den Jahren zwischen 2000 und 2006, welche ebendiesen Trend bestätigen. Die Arbeiten von Mann et al. aus 2008 und des PAGES 2k Consortium aus 2013 bestätigen diesen Trend ebenso.
Im sechsten Sachstandsbericht des IPCC aus 2021 wird der Trend der letzten 170 Jahre, von 1850 bis 2020 mit der erwarteten Temperaturentwicklung ohne die menschlichen Einflüsse der Treibhausgasemissionen gegenübergestellt:

Fazit
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Diagramm anhand der Temperaturrekonstruktion der letzten 1000 Jahre den historisch beispiellosen Aufwärtstrend der Durchschnittstemperatur und damit den menschengemachten Klimawandel bestätigt, der sich mittlerweile als wissenschaftlicher Konsens etabliert hat. Jener Aufwärtstrend zeigt somit eindrücklich auf, wie wichtig es ist Treibhausgasemissionen sowohl auf gesellschaftlich-systemischer als auch auf individueller Ebene zu begrenzen, um die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Und betont damit die Wichtigkeit aktivistischer Beteiligung und persönlichen Engagements und Verhalten.
Quellen:
IPCC, 2021: Summary for Policymakers. In: Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Masson-Delmotte, V., P. Zhai, A. Pirani, S.L. Connors, C. Péan, S. Berger, N. Caud, Y. Chen, L. Goldfarb, M.I. Gomis, M. Huang, K. Leitzell, E. Lonnoy, J.B.R. Matthews, T.K. Maycock, T. Waterfield, O. Yelekçi, R. Yu, and B. Zhou (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA, pp. 3−32, doi:10.1017/9781009157896.001.
Michael E. Mann, Raymond S. Bradley und Malcolm K. Hughes: Northern Hemisphere Temperatures During the Past Millennium: Inferences, Uncertainties, and Limitations. In: Geophysical Research Letters, Vol. 26, No. 6 1999, S. 759–762; aus: IPCC, 2001: Climate Change 2001: The Scientific Basis. Contribution of Working Group I to the Third Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Nach: IPCC AR3, WGI, Abb. S. 134. Daten: Mann, Bradley, Hughes (1999)
Mann, Michael E.; Zhang, Zhihua; Hughes, Malcolm K.; Bradley, Raymond S.; Miller, Sonya K.; Rutherford, Scott; Ni, Fenbiao (9 September 2008), „Proxy-based reconstructions of hemispheric and global surface temperature variations over the past two millennia“, Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 105 (36): 13252–13257, Bibcode:2008PNAS..10513252M, doi:10.1073/pnas.0805721105
PAGES 2k Consortium (21 April 2013), „Continental-scale temperature variability during the past two millennia“ (PDF), Nature Geoscience, 6 (5): 339–346, Bibcode:2013NatGe…6..339P, doi:10.1038/ngeo1797